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Österreich: Vor 2020 keine neuen Mobilfunk-Frequenzen

Heinrich Voigts on December 24, 2016 - 2:15 pm in Internet

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Die Datenmengen in den österreichischen Mobilfunknetzen steigen rasant. Daher würden sich die drei Netzbetreiber über zusätzliche Frequenzen freuen. Doch sie müssen sich gedulden.

Durchschnittlich 1.404 Terabyte wurden im zweiten Quartal über die österreichischen Mobilfunk-Netze übertragen – pro Tag. Das ist eine Verdoppelung im Jahresabstand, wie aus dem jüngsten Telekom Monitor der Regulierungsbehörde RTR hervorgeht. Angesichts dieser Traffic-Lawine wünschen sich die drei ösdterreichischen Mobilfunk-Netzbetreiber vom Christkind wohl zusätzliche Frequenznutzungsrechte. Doch das Weihnachtswunder bleibt aus: Die Regulierungsbehörde TKK hat diese Woche mitgeteilt, dass es wohl erst 2020 neue Frequenzrechte geben wird.

Grafische Darstellung
Datenmengen in Österreichs Mobilfunknetzen ab Q3 2013 Vergrößern
Bild: RTR

Und dann kommen zunächst Frequenzrechte, die zuletzt kaum jemand haben wollte (um 3,5 GHz, LTE-Band 42) oder die überhaupt brach liegen (um 3,7 GHz, LTE-Band 43). Diese Bereiche sollen gemeinsam in einer Versteigerung vergeben werden, die nicht vor dem zweiten Quartal 2018 steigen wird.

Die Rechte für 3,5 GHz waren ab 2005 von der Wimax Telecom genutzt worden. Doch Wimax Telecom ging 2009 bankrott. Danach gab es nur wenig Interesse an diesem Spektrum, weshalb die Funkrechte praktisch gratis an diverse regionale Antragsteller vergeben wurden. Sie dürfen damit nun bis Ende 2019 arbeiten.

2100 MHz werden recycelt

Ende 2020 wird das 2100-MHz-Band (Frequenzduplex, LTE-Band 1) frei. Das sind die ersten Frequenzen, die in Österreich für UMTS genutzt wurden. Es handelt sich also nicht um zusätzliche Frequenzrechte. Bei der für frühestens das zweite Quartal 2019 geplanten Versteigerungen kann es also höchstens zu einer Umschichtung zwischen den drei Netzbetreibern kommen.

Für UMTS wurden im 2100-MHz-Bereich auch Frequenzblöcke für Zeitduplex-Betrieb (TDD) vergeben. Sie können nur für den Downlink (vom Mobilfunknetz zum Endgerät) eingesetzt werden und benötigen kaum verbreitete Endgeräte. Die Mobilfunker sehen daher keinen Sinn darin, TDD-Netze zu errichten. Die TKK plant nicht, diese Frequenzrechte nach deren Auslaufen Ende 2020 erneut zu vergeben.

Unklare Lage bei LTE-Bändern 28 und 32

Gleichzeitig möchte die TKK dann auch Frequenzrechte um 700 MHz (LTE-Band 28) sowie um 1500 MHz (“Kernband”, LTE-Band 32) versteigern. Die Behörde weist aber ausdrücklich darauf hin, dass dann vielleicht auch nur die 2100-MHz-Rechte angeboten werden können. Denn es ist offen, ab wann die anderen beiden Bänder wirklich für Mobilfunk genutzt werden dürfen.

Im 700-MHz-Bereich wird derzeit terrestrisches Fernsehen (DVB-T2) ausgestrahlt. Ein Betreiber darf noch bis Ende 2023 funken, ein anderer hat erst im Juli (!) einen Bescheid erhalten, der ihm Funkrechte bis Ende 2022 einräumt. Die eng mit der TKK verbundene Behörde RTR hat empfohlen, die Frequenzen trotzdem ab 1. Juli 2020 den Mobilfunkern zuzuerkennen und die DVB-T2-Betreiber finanziell zu entschädigen.

Das würde aber die Einnahmen aus der Frequenzversteigerung schmälern und könnte auch politisch inopportun sein. Derzeit läuft erst die Umstellung von DVB-T auf DVB-T2. In Ostösterreich ist DVB-T seit Ende Oktober Geschichte, in anderen Landesteilen wird es DVB-T aber noch bis April beziehungsweise Oktober geben. Wer terrestrisches TV sehen möchte, muss in DVB-T2-Empfänger investieren. Ende 2020, also nur gut drei Jahre später, schon wieder umstellen zu müssen, würden viele als Zumutung empfinden.

Ohne Funkrechte um 700 MHz wird es aber auch keine Versteigerung der Rechte am 1500-MHz-Kernband geben. Denn diese Wellen (1452-1492 MHz) sind ausschließlich für den Downlink vorgesehen. Der dazu passende Uplink, vom Handy zum Netz, wäre im 700-MHz-Bereich angesiedelt.

Dereinst LTE-Bänder 21 und 40

Für das “Erweiterungsband” 1500 MHz (1427-1452 und 1492-1518 MHz, LTE-Band 21) “gibt es derzeit noch keinen harmonisierten Bandplan und es ist aktuell nicht absehbar, wann die Frequenzen vergabebereit sein werden”, schreibt die TKK. Ein Vergabeverfahren fasst sie daher “je nach Bedarf und Verfügbarkeit der Nutzungsbedingungen [für einen] noch zu entscheidenden Zeitpunkt ab 2020” ins Auge.

Das gleiche gilt für Funkrechte um 2300 MHz (LTE-Band 40). Diese Frequenzen sind derzeit Funkkameras und militärischer Telemetrie vorbehalten. “In Europa wird eine Nutzung des Bandes auf Basis von Licence Shared Access angestrebt, allerdings sind die Überlegungen zu diesem Sharing-Modell noch in einem frühen und unreifen Stadium”, informiert die TKK, “Die Regulierungsbehörde hat daher gemeinsam mit dem [österreichischen Verkehrsministerium] entschieden, diese Frequenzen nach 2020 zu versteigern.” (ds)

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