[ad_1]
Sollten Provider im Kampf um Exklusivinhalte wie “House of Cards” mitbieten? Die Deutsche Telekom will einen dreistelligen Millionenbeitrag investieren.
Müssen Provider zu Multimedia-Anbietern werden, um sich nicht von Netflix und Amazon die Umsätze steitig machen zu lassen? Zur Eröffnung der Providermesse Anga Com und des Medienforums Nordrhein-Westfalen am Dienstag in Köln zeigte sich die Branche gespalten: Während vor allem kleinere Unternehmen mit ihrer Rolle als Datentransporteure zufrieden sind, haben einige der Großen höhere Ziele und wollen es mit der US-Konkurrent aufnehmen.
Nach Sport auch Serien
Insbesondere die Deutsche Telekom ist hier im Rennen. Der Konzern hatte frühzeitig in Sportrechte investiert, um die eigene Plattform T-Entertain zu stärken. “Wir glauben, es lohnt sich exklusiven Content anzubieten”, erklärte Telekom-Vorstand Niek Jan van Damme in Köln. So würden Kunden gezielt zu T-Entertain wechseln, um die exklusiven Sport-Übertragungen verfolgen zu können.
Das Prinzip will die Telekom ihr Angebot nun auch mit Filmen und Serien ausbauen. Derzeit sei der Konzern in Gesprächen mit verschiedenen Marktteilnehmern, betonte der Telekom-Manager. Für Exklusivinhalte seien in den kommenden jahren ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag vorgesehen, verriet van Damme in Köln. Ein deutsches Äquivalent zur Netflix-Serie “House Of Cards” werde es aber eher nicht geben. Eher möglich sei, dass die Telekom deutsche Exklusivrechte für Filme oder Serien einkauft.
“Leben von der Trägheit der Kunden”
Andere Provider sind vorsichtiger. So betonte Hannes Ametsreiter, Chef von Vodafone Deutschland, dass man eine vernünftige Balance finden müsse. Schon heute gebe sein Unternehmen einen dreistelligen Millionenbetrag für Videoinhalte aus – ein gegenseitiges Überbieten käme da teuer. “Das Einsperren von Content bedeutet letztlich, dass der Preis steigt”, erklärte der Manager in Köln. Globale Anbieter wie Netflix oder Amazon hätten hier enorme Kostenvorteile gegenüber Providern.
Stattdessen will Vodafone in Techniken wie Konnektivität für das Internet der Dinge oder künstliche Intelligenz investieren. Auch hätten die Provider die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft, um den Kunden personalisierte Inhalte anzubieten. Hier könnten die Provider ihren Vorteil gegenüber den Internetkonzernen ausnutzen: “Denn eins ist klar: Amazon und WhatsApp werden keine Netze bauen”, sagte Ametsreiter.
Unitymedia-Chef Lutz Schüler zeichnete ein pessimistischeres Bild: “Wir leben eigentlich nur von einer Sache: Der Trägheit der deutschen Kunden”, erklärte der Manager. So seien die Kunden im Ausland wesentlich agiler und würden von den Bundle-Angeboten der Provider zu reinen Internetdiensten wechseln. Schüler plädierte dafür, den US-Kunden ein gebündeltes deutsches Angebot entgegenzusetzen, etwa einem Äquivalent zur US-Plattform Hulu.
Respekt vor Amazon
Während Netflix mit einigen Exklusiv-Angeboten viel Aufmerksamkeit erhalte, machen sich die deutschen Provider mehr Sorgen um Amazon. So zeigte sich Netflix mehr als bereit, mit Providern wie der Telekom oder Unitymedia zu kooperieren, um das eigene Angebot auf deren Plattformen zu betreiben. Amazon hingegen schaffe seine eigene Plattform und sei derzeit auch augenscheinlich nicht darauf angewiesen, mit dem Videoangebot eigenständige Gewinne zu erzielen, betonte Schüler.
Die Folgen sind für nationale Anbieter gleich doppelt problematisch: Auf der einen Seite erhöhte die Konkurrenz durch US-Anbieter die Preise auf dem Rechtemarkt, auf der anderen Seite haben die TV-Anbieter weniger Gelegenheit, ihre Inhalte über Werbung zu finanzieren. “In einem digitalisierten Markt ist Fragmentierung eine wesentliche Folge”, stimmte RTL-Chefin Anke Schäferkordt der Analyse zu – so muss das Hauptprogramm der Sendergruppe mit deutlich geringeren Marktanteilen wirtschaften als noch vor einigen Jahren. Zwar schaffe es der Konzern auch weiterhin eine relativ konstante Anzahl von Menschen zu erreichen, benötige dafür aber mehr Ausspielkanäle. Schäferkordt appellierte an die Politik den deutschen Anbietern mehr Spielraum zu geben. So hatten deutsche Kartellbehörden bisher gemeinsame Angebote deutscher Sender in der Vergangenheit verhindert.
Weniger Regulierung für Provider
Auch die Provider würden gerne die gesetzliche Einschränkungen des eigenen Geschäfts zurückfahren. So plädierte Anga-Präsident Thomas Braun von weiteren Gesetzesvorhaben abzusehen. “Ein weiteres Drehen an der Regulierungsschraube würde den nationalen Plattformen schaden”. Davon profitierten letztlich nur die globalen Plattformen, auf die deutschen Regulierer realistisch keinen Zuriff hätten, betonte der Verbandsvertreter. (vbr)
[ad_2]
Read more on: Source