IETF 99: Kooperation und weiche Konfrontation beim 5G-Mobilfunk
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Das 3GPP und die IETF arbeiten teils Hand in Hand am kommenden Mobilfunkstandard der fünften Generation. Auf dem 99. IETF-Treffen wird aber auch deutlich, dass die beiden Gremien unterschiedlich ticken.
Bis September 2018 sollen die Spezifikationen für die neue 5G-Mobilfunktechnik weitgehend stehen. Allerdings müssen bis dahin eine Reihe von Protokollen, etwa für den Transport oder die Verschlüsselung für die neue Architektur angepasst werden. Beim 99. Treffen der Internet Engineering Task Force in Prag warben Vertreter des 3rd Generation Partnership Project (3GPP) für weitere gedeihliche Zusammenarbeit mit der IETF. Eine “gute, lange Ehe” sei das beste Modell, sagte Georg Mayer, 3GPP-Chairman für den Bereich Kernnetze und Terminals. “Man muss sich streiten können, aber im Ergebnis müssen wir etwas bekommen, was funktioniert.”
Das Netz für die nächste Mobilfunkgeneration unterscheide sich in der Logik von seinen Vorgängern, erläuterte Mayer der IETF. Statt einem Netz für alles will man ein flexibles Netz, das beispielsweise die Zuteilung von Einheiten verschiedener Güte für verschiedene Kunden oder spezielle Anwendungen erlaube (Net Slices).
Damit reagiert die 3GPP darauf, dass nicht nur Telekom-Provider Mobilfunknetze betreiben wollen, sondern plötzlich eine ganze Reihe neuer Interessenten Schlange stehen: Sensornetzbetreiber, die Automobilwirtschaft, kommerzielle Drohnen-Nutzer und Smart City-Architekten. Statt reiner Telekom-Unternehmen habe man jetzt “vertikal integrierte Unternehmen”, die an den 5G-Spezifikationen mitschreiben wollen, erklärte Mayer. Anstatt von Prozessen spreche man jetzt von Services, anstatt von Protokollen mehr von Applikationen.
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Keine Atempause: Das 3GPP will die erste 5G-Spezifikation rigoros zum Ende des dritten Quartals 2018 festklopfen. Und im Jahr 2020 sollen tatsächlich schon erste 5G-Netze funken, obwohl heute noch etliche Fragen offen sind.
Bild: 3GPP
Zeitdruck und Konkurrenz
Nicht nur die 3GPP arbeitet aktuell an 5G-Spezifikationen, sondern auch andere Standardisierungsgremien, darunter das IEEE und die ITU. Wie im Fall der Fahrzeugvernetzung könnte es daher konkurrierende Spezifikationen für dieselben Anwendungen geben. Zum Beispiel bietet die IEEE mit 802.11p teils ähnliche Lösungsansätze wie die 3GPP im Release 14 mit Vehicle-to-Vehicle-Communication (V2V) und Vehicle-to-Everything (V2X). Noch hofft die 3GPP aber, dass das Ausnahmen bleiben.
Dabei könnte auch nützlich sein, dass es die Standardisierer eilig haben. Das “Release 15” der 3GPP, das den 5G-Mobilfunk weitgehend spezifiziert, soll im dritten Quartal 2018 fertig sein, damit sich die Mobilfunker gebührend auf die im Jahr darauf folgende World Radiocommunication Conference 2019 vorbereiten können. Dann wird die weltweite Frequenzregulierung überprüft und wohl auch der weltweite Rahmen für 5G-Frequenzen gesetzt.
Außerdem wollen asiatische Länder um 2020 herum gerne bei großen Sportveranstaltungen schon mit dem neuen 5G-Mobilfunk glänzen. Deshalb sollen die Arbeiten an Release 15 ab Ende 2017 auf die Ziellinie zusteuern – damit bis 2020 genügend Zeit bleibt, erste Netze und Geräte zu bauen. Wegen dieser Zeitvorgaben werden 5G-Komponenten zunächst vermutlich nur auf der Teilnehmerseite implementiert. Die Kernnetze werden zum Start der 5G-Technik noch aus aktuellen 4G- oder gar 3G-Infrastrukturen bestehen.
IETF-Protokolle: Welche HTTP-Version?
Damit für das “Release 15” noch möglichst alle interessanten Vorschläge diskutiert werden können, sollten die Entwickler ihre Protokoll-Entwürfe am besten direkt zur 3GPP bringen. Dabei stützt sich die 3GPP schon jetzt auf viele Spezifikationen der IETF, insbesondere auf IP-Protokolle. Beim Transportprotokoll, so Mayer, habe die 3GPP noch offene Wünsche an die IETF – konkreter wurde er jedoch nicht. Außerdem ist noch unentschieden, ob die 3GPP Diameter, HTTP 1.1 oder das brandneue HTTP/2 verwenden wird. Mit Quic, das noch nicht fertig ist, steht sogar eine vierte Variante im Raum.
Es gibt freilich auch Reibungspunkte zwischen dem 3GPP und der IETF. Die sprach Mayer in Prag um des lieben Ehefriedens willen lieber nicht an. Dazu gehören standardisierte Abhör- und Abrechnungsschnittstellen. Schnell soll es aber gehen, wenn die Arbeit an 5G-Protokollen Ende des Jahres in die heiße Phase geht. Die IETF, die sich praktisch niemals feste Deadlines gibt, regte jedoch vorsichtig an, sich noch über einige Begrifflichkeiten zu verständigen. Das gehypte Network-Slicing etwa versteht man in beiden Organisationen sehr unterschiedlich.
3GPP sollte sich angesichts solcher Fragen mehr der Diskussion mit zivilgesellschaftlichen Vertretern oder Akademikern öffnen, forderte Nils Ten-Oever von der Bürgerrechtsorganisation Article19. Anders als bei der IETF ist der Zugang zur 3GPP für solche Gruppen bislang aber kaum möglich.
Die Anforderungen fürs 5G-Netz beschreibt das 3GPP im Dokument Service requirements for next generation new services and markets. Zu den aktuell diskutierten Basis-Spezifikationen gehören System Architecture for the 5G System sowie Procedures for the 5G System. (dz)
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