Gigabit-LTE: Qualcomm und Intel satteln drauf
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Weltweit schreitet die LTE-Entwicklung ungebremst voran. Im Vorfeld des Mobile World Congress beeilen sich nun beide Unternehmen, ihre nächsten LTE-Modems der Gigabit-Klasse anzukündigen. Dabei überrascht Intel mit hohen Uplink-Raten.
Im Vorfeld des Mobile World Congress, der vom 27. Februar bis zum 2. März in Barcelona stattfindet, melden sich zwei Chip-Riesen in Sachen Gigabit-LTE zu Wort: Qualcomm kündigt mit dem Snapdragon X20 bereits seine zweite Gigabit-LTE-Generation an; ein LTE-Modem der Kategorie 18. In Empfangsrichtung erreicht das Modem bis zu 1,2 Gigabit pro Sekunde. Bisher erreicht Qualcomm mit dem bereits kommerziell erhältlichen X16-Modem “lediglich” 1 GBit/s.
Das X20-Modem koppelt für die neue Spitzenrate von 1,2 GBit/s bis zu fünf je 20 MHz breite Träger für maximal 100 MHz Bandbreite (80 MHz beim X16). Die Daten werden maximal mit 256-QAM auf die Träger aufmoduliert und auf bis zu zwölf räumlich separierte Datenströme verteilt (4×4 MIMO auf bis zu drei Trägern). Das X16-Modem eignet sich für maximal 10 Datenströme.
Mehr Träger, mehr MIMO
In Uplink-Richtung arbeitet das Modem gemäß LTE-Kategorie 13, nutzt also bis zu zwei 20 MHz breite Träger für maximal 150 MBit/s. Je Träger liefert es bis zu 75 MBit/s. Die höchste Modulationsstufe ist 64-QAM. Das Modem lässt sich sowohl in der verbreiteten FDD-Betriebsart nutzen (Frequency Division Duplex) als auch im TDD-Modus (Time Division Duplex). Hilfsweise empfängt es Daten im unlizenzierten 5-GHz-Band wahlweise per “License Assisted Access” (LAA) oder per “LTE Unlicensed” (LTE-U) und macht so den 11ac-WLANs Konkurrenz. Das X20-Modem setzt dabei nur 10 MHz lizenziertes Spektrum voraus. Der Rest des Spektrums, den Netzbetreiber für Gigabit-LTE brauchen (90 MHz), darf unlizenziert sein. Laut Qualcomm könnten daher weltweit 90 Prozent der Netzbetreiber Gigabit-LTE anbieten.
Außerdem eignet sich das Modem für UMTS inklusive HSUPA, für GSM nebst EDGE, für die in Europa nicht gebräulichen CDMA- und EV-DO-Techniken sowie für VoLTE und den Multi-SIM-Betrieb. Spannend erscheint das X20-Modem auch, weil es sich für Dual SIM Dual VoLTE eignet (DSDV). Stecken im Smartphone zwei SIM-Kärtchen, lassen sich über beide IP-Telefonate in HD-Voice-Qualität führen.
Das X20-Modem will Qualcomm im 10-nm-FinFET-Prozess fertigen. Aktuell liefert die Firma erste Muster an Kunden. Die Massenproduktion des Snapdragon X20 soll in der ersten Hälfte 2018 starten.
Qualcomms erstes LTE-Modem der Gigabit-Klasse, das Snapdragon X16, ist inzwischen kommerziell erhältlich. Das X16 erreicht maximal 1 GBit/s. Nach dem australischen Netzbetreiber Telstra wollen nun auch Mobilfunknetzbetreiber in den USA die Gigabit-LTE-Technik einführen. Qualcomm erwartet daher einen Schub für Smartphones mit Gigabit-LTE. Netgear hat mit dem Nighthawk M1 als erster Hersteller einen Gigabit-LTE-Router auf den Markt gebracht. Auf der MWC dürften Smartphone-Hersteller folgen, darunter beispielsweise ZTE mit seinem “Gigabit Phone”.
Weitere 7-Meilenstiefel
Diesem Tempo kann Intel mit seinem LTE-Engagement nicht ganz folgen. Aber die Firma will auf dem MWC immerhin ihr erstes Gigabit-LTE-Modem namens XMM 7560 vorstellen. Erste Muster des in 14-Nanometer-Verfahren hergestellten Bausteins solle es noch in der ersten Jahreshälfte 2017 geben, die Massenproduktion werde kurze Zeit später starten, so Intel.
Das XMM 7560 hat Intel gemäß der LTE-Kategorie 16 ausgelegt, es entspricht in dieser Hinsicht also Qualcomms Snapdragon X16 (max. fünf 20-MHz-Träger, max. 256-QAM). In Downlink-Richtung eignet sich das XMM 7560 laut Intel für diese MIMO-Konfigurationen: 2×2, 4×2, 8×2, 4×4 sowie 8×4.
In Senderichtung erreicht das XMM 7560 aber bis zu 225 MBit/s. Dafür koppelt es als erstes LTE-Modem für die Senderichtung bis zu drei Träger für zusammen 60 MHz (3 x 75 MBit/s). Außerdem bringt das XMM 7560 Satelliten-Ortungsfunktionen, LAA, FDD/TDD, Multi-SIM-Support, UMTS, GSM sowie CDMA und EVDO mit.
Gigabit-LTE in Deutschland
Beide Ankündigungen dürften auch deutsche Netzbetreiber aufmerksam registrieren – sie haben auch ohne LAA-Einsatz im 5-GHz-Band genügend Frequenzen für den Gigabit-Mobilfunk zur Verfügung. Bisher liegt ein großer Teil davon brach. Beispielsweise setzt Vodafone 50 MHz für maximal 375 MBit/s ein und die Deutsche Telekom nutzt in ihrem öffentlich zugänglichen Netz lediglich 2 x 20 MHz breite Träger für maximal 300 MBit/s. Dabei stehen dem Bonner Unternehmen sogar mehr als 100 MHz an lizenzierten Funkbändern zur Verfügung. (dz)
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